
von Julia Ballerstädt 20.04.2022, 11:01 Uhr Erwachsensein ist genau so lange gut, bis man als Erwachsene:r feststellt, dass man noch viel zu lernen hat, weil das Leben einem sonst den Hintern versohlt. Einfacher wird es nur dann, wenn wir die wirklich wichtigen Skills schon als Kind lernen.
Wie oft hast du als Kind gedacht: “Wenn ich endlich erwachsen bin, kann ich alles tun und lassen, was ich will”? Und dann kam der Tag, an dem du im Erwachsenenalter bitter enttäuscht wurdest. Waren wir damals noch so blauäugig davon überzeugt, wenn nur endlich die Schule vorbei sei, warte ein unkompliziertes Leben ohne Kurvendiskussion und Bio-Referate über Fotosynthese auf uns. Halleluja, würde das schön sein. War es auch, bis die Ernüchterung mit der Feststellung einsetzte, dass auch Erwachsensein, ein Arsch voll Arbeit ist und überhaupt nicht so easy, wie man sich das als Kind vorgestellt hatte. Ganz im Gegenteil.
Prägungsjahre
In den ersten Lebensjahren geht es um unsere Basis. In dieser Prägungsphase bilden Kinder ihr Bild von der Welt, sowohl positiv als auch negativ. Ein positives Umfeld mit guten Erfahrungen sorgt dafür, dass ein Kind die Welt als einen guten und sicheren Ort wahrnimmt, negative Erfahrungen für das Gegenteil. Dieses Bild von der Welt wird es sein ganzes Leben im Unterbewusstsein mit sich herumtragen. Es bestimmt unser Verhalten, unsere innere Einstellung und unsere Reaktionen. Und spätestens, wenn wir Kinder haben, werden all diese Prägungen und Verhaltensweisen wieder zum Vorschein kommen und uns direkt auf die Füße fallen.
Raus aus den alten Mustern
Im Erwachsenenalter fällt nämlich plötzlich auf, wo unsere ganzen Defizite liegen. Und die sind viel weitreichender als nur das bisschen Mathe aus der Schule. Denn jetzt gilt es die Skills zu lernen, die wir wirklich brauchen, um gut durchs Leben zu kommen. Der Witz dabei: Als Kinder, in dem Alter, in dem wir einfach spielend lernen, hat man uns oft die falschen Dinge gelehrt, einfach, weil es so erwartet wurde oder unsere Eltern sie ebenfalls nicht gelernt haben – Selbstliebe, Nein sagen, Selbstreflektion, Unabhängigkeit zum Beispiel. Und jetzt 20, 30, 40 Jahre später quälen wir uns damit, all den Murks wieder zu verlernen, weil uns diese Verhaltensmuster das Leben schwer machen, uns in Burn-outs und Depressionen treiben, unsere Beziehungen verkomplizieren und alles in allem viele davon furchtbar ungesund sind. Das zu verlernen und neu zu lernen dauert lange und ist ein wahrer Kraftakt, denn unser Hirn ist nicht mehr so schnell wie in unserer Kindheit. Miese Kombi.
Eine:r muss den Anfang machen
Das Problem dabei ist nur: Gehen wir das nicht an, geben wir das auch an unsere Kinder weiter. Und so wie wir werden sie sich wünschen, dass sie so manches schon in der Kindheit gelernt hätten. Konkret zum Beispiel diese sieben Dinge:
1. Erzwungene Entschuldigungen sind nicht authentisch. Ihr einziger Mehrwert besteht darin, unangenehme Dinge schnellstmöglich unter den Teppich zu kehren und das Thema zu wechseln oder einfach so zu tun, als wäre nie etwas gewesen.
2. Du musst zu niemandem nett sein, der:die gemein zu dir ist. Niemals!
3. Es ist okay, nicht von allen gemocht zu werden und du musst auch nicht jede:n mögen.
4. Unangenehme Gefühle gehören dazu, wenn man Grenzen setzt. Wir müssen nur mit ihnen umgehen lernen und das können wir üben.
5. Hör auf deinen Bauch – vor allem, wie andere Menschen dich fühlen lassen.
6. Du musst nicht alles mitmachen, bloß, weil andere das von dir erwarten. Du bist genau richtig wie du bist.
7. Akzeptanz ist der Schlüssel zur Zufriedenheit. Du kannst niemanden ändern, nur dich selbst.
Damit es unsere Kinder also leichter haben, wie man so schön sagt, ebnen wir doch lieber von Anfang an den Weg und machen die Arbeit an uns selbst, statt den Staffelstab immer weiterzugeben. Just do it!
..Barbara